Eigentlich hätte das Ganze schon im vergangenen Herbst stattfinden sollen, was jedoch dem Corona-Lockdown zum Opfer gefallen war. Dafür konnte die Veranstaltung aber jetzt vergagenen Mittwochabend (15. September 2021) nachgeholt werden:
Der Heimatbund Oldenburger Münsterland hatte den Akademieabend des Geschichtsausschusses in Anlehung an ein altes Sprichwort unter die Überschrift „Sänger, Turner, Schützen“ gestellt und ganz der Vereinsgeschichte im Oldenburger Münsterland gewidmet. Auf Einladung von Prof. Dr. Michael Hirschfeld durfte ich hier im Rahmen eines Kurzvortrages einen Überblick über die Geschichte der Kirchenchöre im Oldenburger Münsterland geben, wobei die Grenzen zwischen kirchlichen und weltlichen Chören durchaus fließend sind.
Die Anfänge des kirchlichen Chorwesens, so wie wir es heute bei unseren Kirchenchören kennen, liegt an der Schwelle des 18. zum 19. Jahrhundert, als der volkssprachliche Gesang Einzug in die Liturgie fand. Den ersten konkreten Nachweis finden wir hierzu in einer Testamentsurkunde zugunsten der Finanzierung von Chorleiter und Notenmaterial des Steinfelder Pfarrers aus dem Jahr 1790. Parallel dazu war die bürgerliche Singbewegung, die u. a. von Carl Friedrich Zelter und seiner Berliner Liedertafel ausging, ein Motor für viele Chorgründungen auch in unserer Region. Zu den frühen Chorgründungen im Oldenburger Münsterland zählen die Gründung des Männergesangvereins „Harmonia“ Damme 1821 sowie des Chores „Liederkranz“ Cloppenburg 1839. Zu den ersten ausdrücklich kirchlichen Chorgründungen gehört der 1867 ins Leben gerufene „Kirchengesangschor“ an St. Andreas in Cloppenburg – ein Jahr, bevor in Regensburg der „Allgemeine Cäcilienverein für die Länder deutscher Sprache“ gegründet wurde.
Die große Zeit der Chorgründungen folgte in den 1880er und 1890er Jahren, wobei die Chöre zunächst noch als reine Männer- und Knabenchöre bestanden. Frauen- und gemischte Chöre setzten sich endgültig erst in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg durch, wobei Frauengesangsgruppen durchaus auch schon Choraufgaben in Kriegszeiten wahrnahmen, als die Männerchöre aufgrund Männermangel nicht singfähig waren.
Spätestens ab den 1990er Jahren bildete sich eine vielfältige Chorlandschaft heraus, die über die traditionellen Kirchenchöre hinausgeht und unterschiedliche musikalische Ausrichtungen mit sich brachte – von der Jugendschola über den Gospelchor bis hin zum ambitionierten Konzertchor.
Zum Abschluss meines Kurzvortrages richtete ich einen Blick auf die Gegenwart der Chöre, die aktuell noch sehr von den pandemiebedingten Einschränkungen es Singens geprägt ist, und wagte einen Ausblick auf die Zukunft: Aus meiner Sicht bedarf es hier engagierter neuer Ideen und Projekte, mit denen das (kirchliche) Chorwesen auch in den kommenden Jahrzehnten sicherlich vielfältig und lebendig bleiben wird.
Mein rund 20-minütiger Vortrag konnte zunächst nur einen groben Überblick über die Entwicklungen der Chorgeschichte im Oldenburger Münsterland geben. Auch in Zukunft werde ich mich weiter mit dieser Thematik befassen – in einer der nächsten Ausgaben des Jahrbuchs des Heimatbundes OM wird es dazu auch noch etwas Schriftliches von meiner Seite geben...
Über den Akademieabend wird auch hier berichtet:
https://clponline.de/vereine-thema-beim-heimatbund-akademieabend/
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